Stottern (Balbutis)

Als Stottern wird die unfreiwillige Wiederholung, das Langziehen/ Dehnen oder das lautlos-steckenbleiben von Sprachlauten/ Blockierungen (> Toni als auf die Spannung bezogen oder Kloni als auf die Wiederholung bezogen bzw. Kombination aus beidem) bezeichnet.

Sollte ihr Kind eines oder mehrere der o.g. Symptome zeigen, ist eine logopädische Maßnahme dringend erforderlich. Denn Stottern kann sich verfestigen, was zu sozialen und emotionalen Störungen führt. Sekundärverhalten wie Sprech- und Lärmvermeidung, Satzumstellungen, Rückzug, Mitbewegungen, beim Sprechen als scheinbare Hilfe, aber auch Wut, Traurigkeit und Leidensdruck mit sozialer Abgrenzung können folgen.

Nach heutigem Wissensstand ist Stottern genetisch (Genetik) sowie durch die Genom-Umwelt-Interaktion(Epigenetik) bedingt. Die Theorie rein umweltbedingter Auslösemomente als Grundursache ist unbewiesen. Stottern entsteht durch eine Störung in der Sprechplanung hin zur motorischen Umsetzung bei steigender linguistischer und prosodischer Komplexität. Stottern tritt in allen Kulturen und Sprachen auf. Das Stottern ist zu unterscheiden zu sogenannten `funktionellen Unflüssigkeiten ́, die alle Menschen zur Zeitgewinnung der Sprechplanung in der Kommunikation nutzen. Mehrsprachigkeit ist kein erhöhter Risikofaktor. Stottern tritt in Verlauf der Sprachentwicklung bei ca. 5 % aller Kinder in allen Kulturen auf.

In der Praxis werden die Kern- und evtl. bereits entstandenen Begleitsymptome sowie psychisch-emotionalen Reaktionen analysiert. Anschließend wird mit den Erziehungsberechtigten ein, für sie und das Kind stimmiges Therapiekonzept erarbeitet. Weitere (Begleit-) Personen aus dem Umfeld können eingebunden und im Umgang mit dem Kind beraten und angeleitet werden. Die Desensibilisierung und Reduzierung der Sekundärverhalten ist ein erster Schritt. Bei entsprechendem Alter ist neben der Modifikation des Stotterns auch eine Identifikation des eigenen Stotterns durch Audio- und/ oder Videoaufnahmen angezeigt. Bei sehr jungen Kindern wird unter Aufrechterhaltung der Sprechfreude indirekt am Stottern gearbeitet. Lockere, normale Silben- und Wortwiederholungen werden als Alternative (Modifikation) zum gezeigten Hauptsymptom angeboten, um eine Rückführung zur lockeren Sprechflüssigkeit und damit Sprechentwicklung zu ermöglichen. Das unbewusste Imitieren des Sprachvorbildes bei Kindern erleichtert häufig die Therapie. Vielleicht ist auch die direkte Methode der Sprechmodifikation (Fluency Shaping) angezeigt bzw. von den Erziehungsberechtigten gewünscht. Welche der Therapieformen zur Anwendung kommt, wird nach Beratung und Vorstellung der Stotter Diagnostik entschieden.

Eine frühestmögliche Intervention ist dabei, nach ärztlicher Rücksprache (Indikation), angezeigt.

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