Sprachentwicklungsstörungen und -Verzögerungen (SES/ SEV)
Die Sprachentwicklung von Kindern kann in unterschiedlicher Form gestört sein. Sie kann sich in einem geringen, aktiven Wortschatz (semantisch-lexikalisch), Sprachverständnisproblemen (Rezeption) oder grammatikalischen Fehlbildungen (morphologisch-syntaktisch) zeigen. Auch die Interaktion mit Bezugspersonen (pragmatisch-kommunikativ) kann wie die Lautbildung (phonetisch-phonologisch) betroffen sein.
Die Ausprägungen der Störungen sind meist sehr individuell und kann auch nur einzelne Bereiche bei altersgerechter Entwicklung anderer Sprachleistungen betreffen. Die Ursachen sind sehr unterschiedlich und nicht immer nachvollziehbar. Neben genetischen, organischen und entwicklungsbedingten Ursachen können diese auch im sozialen und/ oder kulturellem Bereich liegen (Mehrsprachigkeit). Psychisch-emotionale Einflüsse sind ebenfalls zu beachten. Gerade bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern und durch Fluchtgründe Zugezogenen mit z. T. sehr unterschiedlicher Lautbildung (z. B. asiatisch, arabisch, russisch) und Sprechmelodie als Betonung anderer Silbenteile (Phonologie) zur deutschen Sprache tritt dies vermehrt auf. Doch genau hier entwickelt sich durch den Rhythmus und die Betonung einer Sprache die Grammatik und Hördifferenzierung von z. B.: kurze und lange Laute, stimmhaft oder stimmlos etc. Gut zu beobachten ist dies schon beim auf der Zunge oder im Rachen gebildeten Laut /r/. Da die Kinder nur die Lautbildung hören und keine Schriftsprache nutzen, klingt für sie das /r/ anders. Gerne wird dann das L als Ersatzlaut gebildet > z. B. lot statt rot.